
Och menno!
Es gibt so Tage, da will die Säge sägen, um mal einen alten Sozialpädagogen aus meiner Zivildienstzeit zu zitieren. Manchmal kann ich mit meiner Einschränkung relativ gut umgehen und damit leben und dann gibt es Tage, da werde ich vor allem für mich selber und mein Umfeld zur Belastung. Dabei will ich das ja gar nicht! Aber, wie gesagt, manchmal ist das einfach so – die Krankheit braucht manchmal ihren Raum. Und dieser Raum wird ja offensichtlich manchmal nicht im genügenden Maße von mir zugestanden.
An solchen Tagen ist es anstrengend, weil jede Verhaltensweise von mir dahingehend überprüft wird, ob es etwas mit der Krankheit zu tun haben könnte oder keinen ernsten Hintergrund hat. Einfach vor sich hin leben ist da eben nicht.
Andererseits sorgt es so auch dafür, dass ich jeden Tag bewusst lebe. Das heißt nicht, dass ich jeden Tag Müsli esse, sondern mir einfach klar mache, dass mein Leben – so anstrengend es auch manchmal ist – über viele positive Aspekte verfügt, die ich mir nur immer wieder klar machen muss, mehr als ein Nicht-Erkrankter. Oft können das auch Nichtigkeiten bzw. kleinste Kleinigkeiten sein. So zum Beispiel freue ich mich gerade immens über die Formulierung mit dem Müsli, die – wie ich finde – genau das sagt, was ich meine. Andere Frühstücks-Cerealien will ich gar nicht klein reden, auch Cornflakes haben ihre Berechtigung. Das herkömmlich geschmierte Butterbrot – oft auch als Pausenbrot bekannt – soll hier ebenfalls genannt werden.
Zurück zu den zersägten Tagen: Solche Tage kennt ja jeder, die von A bis Z voll für die Tonne sind. Ich bin da schnell versucht, sie meiner Erkrankung zuzuschreiben, um dann festzustellen, dass diese natürlich oft mit meinem körperlichen Unvermögen zu tun haben. Das körperliche Unvermögen hat ja eigentlich nichts mit der geistigen Beweglichkeit zu tun. Soll heißen: Bloß weil ich körperlich kein Marathon mehr machen kann, kann ich diesen aber geistig tun. Dies darf dann nur nicht versehentlich zu einer Traumvorstellung werden. Damit die Realität nicht allzu frustrierend wird, sollte sie immer mit schönen Dingen angereichert werden. Traum und Realität sind also zwei Seiten derselben Medaille, die Rolle von Numismatikern wird hier oft unterschätzt. Wenn einem das klar ist, kommt man durch beides gut durch.
„Och menno!“ ist manchmal also okay, wird es aber zum dauerhaften Zustand: Obacht!