Hitparade
Nachdem ich jahrelang auf NDR 1 samstags die Hitparade hörte, machte plötzlich ohne Vorankündigung ein neuer Moderator selbige. Nicht dass ich gefragt werden müsste, aber es war schon recht ungewohnt. Man könnte fast sagen, es kam einer bodenlosen Unverschämtheit gleich, aber beschweren nützt ja nichts, weil ich ja bestimmt nicht der einzige Hörer von NDR 1 war. Dass ein neuer Moderator kam, war wie ich hörte der Erkrankung des alten Moderators geschuldet. Von daher war es mit Vorankündigung relativ schwer. Dennoch war der neue Moderator eindeutig für eine jüngere Zielgruppe bestimmt, da die von ihm gespielte Musik eher für jüngere Leute war. Das ging natürlich gerade auf diesem Sender überhaupt nicht! Die jetzt gespielte Musik war so gar nicht mehr meins.
Ich überlegte, eine Umfrage in der Fußgängerzone zu starten. Damit, so dachte ich, könnte ich den Sender unter Zugzwang setzen. Viele der von mir befragten Menschen kannten NDR 1 gar nicht und konnten mit meinem Problem gar nichts anfangen. Offenbar hörte die Jugend inzwischen andere Sender. Schließlich fand ich dann doch noch Zuhörer von NDR 1, die genau wie ich über den Wechsel des Moderatoren bzw. der Musik verwundert waren und meine Petition unterschrieben.
Dass sich der Sender dann für meine Umfrage überhaupt nicht interessierte, hatte ich nicht auf dem Zettel. Eine veränderte Hörerschaft war offenbar einkalkuliert. Die Reaktion des Senders um meine Petition war beruhigend bis ausweichend. Sie schlugen mir vor, andere Sender zu hören oder die digitalen Medien zu nutzen. Von Schottiefei – oder so ähnlich – hatte ich aber leider so gar keine Ahnung. Also blieb mir nur, CDs von dem jeweiligen Interpreten zu hören. Dabei war es nett, dass mein CD-Player über eine Funktion verfügte, bei der die Lieder automatisch in beliebiger Reihenfolge abgespielt wurden. So war es fast wie bei der Hitparade im Radio. Nur die Nachrichten kamen – von mir selbst aus der aktuellen Tageszeitung vorgelesen – mir doch sehr vertraut vor, sodass ich nach einer Weile die Nachrichten als Programmpunkt wieder fallen ließ.
Ich stellte fest, dass ein Radiosender schon ersetzt werden konnte durch diese Funktion beim Hören der CDs. Die Veränderung der Medienlandschaft wird immer deutlicher und es ist schade, dass meinereins kaum noch Zugang zu den heutigen Medien hat und damit allein gelassen wird.
Die Reaktion auf meine Petition verdeutlichte abermals, dass Hörer als anonyme Masse galten und nicht als Menschen als solches mit all ihren Wünschen und Bedürfnissen.
Ach wären doch alle Menschen wie Waltraut!