Bratwurst to go
Nachdem Waltraut und ich sämtliche Fastfood-Imbisse probiert hatten, derer wir so habhaft werden konnten, beschlossen wir, nachdem uns das Essen nicht geschmeckt hatte (Herr Müller hatte mir außerdem erzählt, dass dieses Essen nicht gut für den Regenwald sei), wieder zur guten, alten Bratwurst zurückzukehren, Fastfood und Regenwald hin oder her.
Die Bratwurst gab es auf unserem Wochenmarkt. Da waren die Wege für die Produzenten nicht so weit, weil die Bratwurst in der Nähe unseres Wochenmarktes hergestellt wurde. Sehr zur Freude des Besitzers, wurden wir schnell zu Stammkunden an der Imbissbude. Auch Schaschlik und Rippchen fanden unsere Zustimmung. Als Beilage probierten wir wahlweise Pommes oder Salat, waren aber von beidem nicht so angetan, sodass wir alsbald dazu übergingen, den Hauptgang ohne Beilagen zu konsumieren.
Auch waren wir beide eher stationäre Esser, ambulant war eher nicht so unser Ding. Stationär heißt in diesem Fall, dass wir uns zum Einnehmen der Mahlzeiten stets an einen der Tische setzten und nicht das Essen unterwegs, also ambulant oder `to go`, herunterschlangen. Bei unseren stationären Imbissaufenthalten machten wir Bekanntschaft mit Bewohnern des Hauses von schräg gegenüber unserer Straße. Auch diese besaßen einen Dackel namens Gorbi, der ebenso wie Waltraut sehr gerne Bratwurst ohne Beilagen verspeiste. Aber im Gegensatz zu Waltraut genoss Gorbi seine Bratwurst stets mit Ketchup, wobei er feine Unterschiede machte, ob diese aus dem Pumpspender oder der Aufriss-Tüte kam.
Der Besitzer der Bratwurstbude als Postillon d`Amour, man könnte ihn auch Tinder vom Wochenmarkt nennen, war sich seiner Rolle als Amor gar nicht so bewusst, aber er war sehr erfreut, als er vom Glück von Waltraut und Gorbi hörte. Gorbis Herrchen war selbstständiger Schmuckhändler, wobei er vor allem Modeschmuck verkaufte. Dieser nicht so hochwertige Schmuck war zwar billig in der Herstellung, aber hübsch anzuschauen. Jegliche Form des Schmuckes waren für Waltraut und mich dennoch überflüssig, da nur die inneren Werte von Mensch und Hund zählten.
Die wahre Einsicht lag für Waltraut in der Erkenntnis, dass Menschen wie Bratwürste seien: Von außen konnten sie noch so verlockend sein, zählen taten nur die inneren Werte, da man diese schmecken konnte.
Ach, wären doch alle Menschen wie Waltraut!