Motti
Um meinem Ruf als Schlaumeier gerecht zu werden, sei hier mal gesagt, dass ein
Motto in der Mehrzahl Motti heißt . Auf jeden Fall hat sich mein Lebensmotto
„Wenn der Wahnsinn dich anlacht, lach zurück“ erweitert um das Motto: „Ich bin
behindert, aber nicht doof!“ (wie ich hoffe). Also behandelt mich bitte auch nicht so.
Das erste Motto ist in meinem Berufsleben begründet. Mein Berufsleben als Lehrer
war oft genug von Chaos und Hektik gekennzeichnet. Vielfach hatte man das Gefühl,
in einem Irrenhaus zu sein. Erst der Rückzug mit einer Tasse Kaffee in den
Klassenraum ließ mich wieder herunterkommen. Das Verrückte waren dann aber
nicht die Schüler, sondern die ganzen anderen Umstände des Berufes. Von Eltern, die
glauben, man hätte ja sonst nix zu tun (ernsthaft) als Kaffeetassen durch die Gegend
zu tragen bis zu Kollegen, die ihren Status wohl etwas überbewerten. Im Laufe der
Jahre habe ich aber gemerkt, dass es gar nichts bringt, sich über diese Widrigkeiten
aufzuregen, sondern dass mit einem Lachen alles besser zu ertragen ist. Auch die
Angriffslust des Gegenübers wird dann geringer. Vielleicht sind aber auch die
Erinnerungen von damals eher im Geiste von mir romantisiert worden, dennoch
kann ich nur sagen, dass meine Erfahrungen mit Schülern jeder Art durchweg positiv
waren. (Hiermit seien meine ehemaligen Schüler gegrüßt).
Das zweite Motto ist meinen Erfahrungen als Rollstuhlfahrer und Gehandicapter
geschuldet. Es wäre ein Traum, wenn das körperliche Unvermögen nicht auf die
geistigen Fähigkeiten übertragen werden würde, was leider allzu oft passiert. Aber
auch geistig Gehandicapte sollten einen nicht dazu veranlassen, das Gegenüber wie
einen Doofen zu behandeln. Also falls ihr unsicher sein solltet, wie ihr euer
Gegenüber behandeln sollt, mein Tipp: Einfach normal!
Zurück zu den Motti: Wie immer ist die Normalität das Maximum in jeglicher
Hinsicht. Alles andere wäre eher Wunschdenken. Wenn man keinen Plan hat, hilft es
manchmal, sich von der Situation tragen zu lassen. Wir wollen natürlich nicht, dass
sich die Situation an uns einen Bruch hebt, deshalb ist es empfehlenswerter gar nicht
erst Pläne zu machen, da diese häufig genug über den Haufen geworfen werden
müssen, gerade in meinem Alltag. Mein Alltag ist oft genug von Gedanken über die
Erkrankung getragen. Das doofe an der Erkrankung ist, dass sie viel Spielraum zur
Interpretation gibt. Beispiel: Wenn man ein Bein ab hat, weiß man, dass es zukünftig
mit Laufen schwer wird. Ich aber weiß nicht, welche Überraschungen die Erkrankung
zukünftig bereit hält.
Deswegen gilt auch hier mein erstes Motto: „Wenn der Wahnsinn dich anlacht, lach zurück“!