Wolken
Seit Tagen reihte sich Wolke an Wolke am Himmel und es regnete häufig. Das Defizit an Sonnenenergie merkte man, nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Tieren. Ernesto war deprimiert. Seine missmutige Stimmung drohte auf mich überzuschwappen. Im letzten Moment konnte ich mich dazu durchringen, einen Papphut aufzusetzen und für gute Laune in unserer Wohnung zu sorgen. Zwar verpuffte dieses Bollwerk an guter Laune schnell, aber zumindest war Ernestos Laune nicht mehr ganz so trübsinnig wie zuvor. Er überlegte, seinen Panzer mit Fingerfarben zu bemalen, aber das schien ihm dann doch zu schmodderig zu werden.
Da es mir immer noch unklar war, wie sich so etwas Schweres wie Wolken am Himmel halten konnte – sie wogen doch Tonnen – versuchte Ernesto mir das ganze physikalisch zu erklären. Da ich aber in Physik unterdurchschnittliche Begabung und somit Verständnis hatte, verhallten seine Erklärungsversuche nahezu ungehört und prallten an mir ab. Noch immer blieb mir dieses Faszinosum ein Rätsel. Trotzdem fand ich Wolken schön anzuschauen, auch wenn mir der wolkenlose Himmel am liebsten war. Da es in dieser Jahreszeit aber eher Wolken am Himmel gab, musste ich diesen Fakt so hinnehmen, ohne ihn wirklich zu verstehen.
Das ging mir mit anderen Fakten ja auch so, die ich nicht verstand. Zum Beispiel verstehe ich bis heute nicht, warum „die Ausländer“ Schuld sein sollen, wenn bei uns was doof läuft. Diesen Zusammenhang verstehe ich nicht und ich fürchte, dieser Zusammenhang wird mir – auch nicht von Menschen mit entsprechender Gesinnung – nicht logisch und verständlich erklärt werden können. Ergebnisoffene Erklärungen suche ich bislang vergebens. Die Schuldigen oder Leittragenden stehen klar fest.
Die Angst vor dem herunterfallenden Himmel trugen ja schon die Gallier mit sich herum. Das ist also nix Neues. Jeder aufmerksame Asterix und Obelix – Leser weiß davon. Nur hatte ich immer noch das Problem, dass ich nicht begriff, wie sich so etwas Schweres wie Wolken am Himmel halten konnte. Das Oben oder Über-uns bleibt wohl für viele unerklärlich. Vielleicht hilft ja – wie bei Asterix und Obelix – ein Schild auf dem Kopf als Schutz vor einem herunterfallenden Himmel, aber ich fürchte, das bringt nichts. So sollte eine stärkere Aufmerksamkeit auf das, was hier auf der Erde passiert, gerichtet sein.
Ernestos Versuch, mir die Zusammenhänge von Wolken und Wetter zu erklären blieb in den Unwägbarkeiten meines Unverständnisses stecken.