Sandkasten 

An sonnigen Tagen war es Ernestos größtes Vergnügen, sich im Sandkasten zu verlustieren. Der Sandkasten befand sich auf dem nächstgelegenen Spielplatz am Ende unserer Straße. 

Ich saß unter einem Sonnenschirm am Sandkasten auf einem Stuhl und beobachtete das Treiben Ernestos. Relativ schnell war ihm die Benutzung des Sandkastens alleine langweilig. Um selber mitzuspielen, fehlte mir die Fantasie. Andere Mitspieler mussten gefunden werden. Bald waren kleinere Kinder aus der Nachbarschaft vom Spielen mit Ernesto überzeugt und nach einigen wenigen Problemen der Kontaktaufnahme war das Eis gebrochen. Ernestos Kommentare über die geistige Entwicklung der Kinder verstand ja Gott sei Dank außer mir niemand. Die Rückschlüsse, die Ernesto aufgrund des Verhaltens im Sandkasten auf die Kinder zog, waren von mir nicht immer geteilt und waren teilweise ungerecht. Ich ließ mich von Ernestos Frotzeleien nicht beeindrucken und so war sein Spiel mit den Kindern auch für ihn sehr ergiebig. 

Sie bauten eine große Sandburg, die sogar mehrere Tage stehen blieb. Irgendwann reichte das bloße Sandtürmen nicht mehr aus, sondern extravagante Gadgets mussten her. Zum Beispiel wurde auch eine Zugbrücke installiert. Mit dem Einzug der Gadgets waren aber auch immer häufiger Beschädigungen an der Sandburg festzustellen. Die Idee Ernestos, den ganzen Sandkasten kameraüberwachen zu lassen, schien mir dann aber doch zu weitgehend. Also wurde kurzerhand die Wach- und Schließgesellschaft beauftragt, einmal pro Stunde nach dem Sandkasten bzw. nach den darin befindlichen Objekten zu schauen. Kritische Uhrzeiten waren erwartungsgemäß die Nachtstunden am Wochenende. Als sich dann wider Erwarten zwei Betrunkene dazu entschieden, die Sandburg mit Bierdosen zu verzieren, sagte Ernesto zu meiner Überraschung, dass die beiden Jungs ungefährlich für die Sandburg seien, da er sie vom Kiosk kenne. Die Bierdosen konnten als Zinnen in der Sandburg gute Dienste tun. 

Ernestos Abenteuer auf dem Spielplatz gingen auch noch über den Sandkasten hinaus. Die Kinder nahmen ihn mit zu einer Rutschpartie und schaukelten mit ihm bis er um Gnade flehte. Da war ihm das Rutschen dann doch lieber. So eine Rutschpartie war zwar von manchen Omas gern vermieden, aber Ernesto liebte die unkoordinierten Beinahe-Stürze in den Sandkasten. 

So ein Sandkasten bietet nicht nur den Ernestos unserer Welt viel Platz zum Spielen und Erleben. 

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