Mein Mietshaus
Am Anfang war Kowalski aus dem Erdgeschoss der Besitzer des Hauses. In Folge von notwendig gewordenen Sanierungsarbeiten wurde Kowalski dann zu einem ganz normalen Mieter. Die Dämmung und die Heizung mussten neu gemacht werden. Da ihm das Ganze zu teuer erschien, verkaufte er das Haus und wurde so zum einfachen Mieter.
Kowalski achtete peinlich genau darauf, dass jeder seine Hauswoche erledigte. Wenn man ihn am Briefkasten traf und sich im Small Talk üben wollte, war er genau der richtige, wenn man mal ein frustrierendes Erlebnis haben wollte, denn Small Talk war nun gar nicht sein Ding. Trotzdem war es gut, ihn im Haus zu wissen, weil so sichergestellt war, dass sich niemand im Haus befand, der da nicht hingehörte.
Die Welt von Kowalski war schnell erklärt. Sie drehte sich vor allem um drei Dinge: Fußball, seinen Hund und die Angebote im Supermarkt. Herr Kowalskis Hund wurde im Laufe der Zeit einer Bratwurst immer ähnlicher. Das mag auch daran gelegen haben, dass er sowieso kurze Beine hatte, wie das bei Dackeln so üblich ist, sodass er im Laufe der Zeit kaum noch die Treppen hochkam, ohne mit dem Bauch aufzusetzen. Von daher war es gut, dass er und Kowalski im Hochparterre wohnten und nur eine Treppe zu bewältigen war.
„Die Angebote im Supermarkt sind auch nicht mehr das, was sie mal waren“, so die Aussage von Kowalski über die Prospekte, die uns jede Woche ereilten. Trotzdem kaufte er jede Woche seine Portion frische Leberwurst und ein Graubrot, „denn da schmeckte man noch das echte Bäckerhandwerk“.
Die sonstigen Offerten interessierten ihn nur insoweit, dass es neue Technikangebote gab. Kowalski war nämlich ein guter Kenner der Computerszene. So hatte er als erster im Haus Internetverbindungen, die kabellos waren. Die Modemverbindungen, die alle anderen Hausbewohner an den Rand des Wahnsinns brachten, interessierten ihn nur bedingt.
Manchmal surfte er auf Dackelseiten im Internet und er fand seinen Hund immer am schönsten und bemerkte gar nicht, dass dieser einer Wurst immer ähnlicher wurde. Vielleicht hing das damit zusammen, dass Kowalski nur selten mit ihm vor die Tür ging. Eigentlich nur dann, wenn der Hund mal musste, sodass der Hund von Kowalski immer froh war, mal wieder vor die Tür treten zu können. Jede Hausecke und jeder Hydrant wurde dann mehrfach von ihm inspiziert und beschnuppert. Nach spätestens 10 Minuten hatte Kowalski die Faxen dicke und zog ihn wieder ins Haus. Gott sei Dank war das ja nun gut isoliert und beheizt.