Krieg 

Ernesto und ich saßen mal wieder am Wochenende zum Frühstück zusammen. Unvermittelt blickte Ernesto mich an und fragte mich, ob denn die Menschen als vermeintliche Krone der Schöpfung gar nichts anderes zu tun hätten als die Technik der Keule immer weiter zu verfeinern. Ernesto meinte mit seiner Frage, warum die Menschen sich auf immer perfidere Art und Weise umbringen und technisch aufrüsten. 

Von dieser Frage Ernestos war ich zunächst einmal überrascht, aber nach längerem Überlegen konnte ich ihm nur antworten, dass ich auch keine für ihn zufriedenstellende Antwort geben könnte. Auch mir war es unklar, warum das Streben der Menschen stärker auf die Verfeinerung der Keulentechnik hinauslief, statt daran zu arbeiten, möglichst friedlich miteinander umzugehen. 

Vielleicht ist es ja einfacher – so meine Vermutung – die Waffentechnik immer mehr zu verfeinern, anstatt sich mit sich selber zu beschäftigen? Eine Beschäftigung mit sich selber erfordert immer auch ein hohes Maß an Reflexionsfähigkeit von den Menschen. Mal ganz abgesehen von der notwendigen Bereitschaft, sich mit sich selber unvoreingenommen auseinanderzusetzen, erfordert sie den Willen, Kompromisse einzugehen und entsprechend zu handeln. Da aber die Einsicht in Kompromisse immer mehr abnahm, stand zu befürchten, dass die Menschen auch die jetzigen Krisen und Konflikte nicht zu ihrem Vorteil nutzten. Nach wie vor wurden Konflikte nur in Kategorien wie Gewinner oder Verlierer gesehen, nicht aber in die Einsicht, die beide Seiten in diesem Konflikt haben können. 

Gerade angesichts der Krise in Israel möchte ich sicher für keine Seite Partei ergreifen. Beide Seiten werden ihre Begründung haben, aber trotzdem ist noch keine Lösung in Sicht. Also müssten beide Seiten den gewohnten Pfad der Denkweise verlassen, um einen Frieden herzustellen, vor allem für die Leittragenden des Konflikts und das sind nunmal in erster Linie die Kinder. Ihnen ist nicht damit geholfen, wenn eine Seite sich zum Gewinner aufschwingt. Andererseits ist die andere Seite ja auch kein Verlierer, wenn sie sich in dem Konflikt zurückziehen würde. 

Zurück zu Ernesto: Ich versuchte ihm klarzumachen, dass er nicht der Verlierer ist, bloß wenn er mal in einer Diskussion unterliegt. Es wäre nur die Frage, wie ich als vermeintlicher Gewinner der Diskussion wieder ein gleichberechtigtes Gefühl vermittle. Dann müsste die Keule mit Hilfe der Technik auch nicht immer weiter verbessert werden. 

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