Klimawandel  Herr Müller sieht die Welt

Klimawandel 

Der Klimawandel hatte zumindest für Ernesto etwas Gutes. Während alle Welt unter zunehmender Hitze stöhnte, genoss er sein Leben in der Sonne in dem Pool auf unserem Balkon. Für ihn hätte es durchaus noch einige Grad wärmer sein können, aber aus Rücksicht auf ältere Menschen war es okay so. Ihm selbst konnte es gar nicht warm genug sein. Also wäre als logische Schlussfolgerung daraus gewesen, dass die ganze Welt nur noch eine Klimazone sein sollte. Das stand aber weder bei der UNO noch sonst irgendwo zur Diskussion. 

Ich hatte ja schon Probleme aufgrund der Höhe unseren Balkon zu betreten, einzig die Fürsorge für Ernesto ließ mich gelegentlich mal auf den Balkon gehen. Höhenangst war eine andere Sache, die mit der Zeit unbedingt von mir bewältigt werden müsste. Für mich war die Hitze unerträglich, sodass Ernesto in seiner Begeisterung für die Hitze gebremst wurde. Er merkte, dass sie mir nicht ganz so gut tat und ich regelmäßig für Abkühlung sorgen musste. Ernestos Tipp mit den Hakle-Feucht-Tüchern war für mich nicht ganz so sinnig, zumal es extrem bescheuert aussah und unangenehm roch. Aber mit Wasser angefeuchtete Lappen und Tücher brachten auch mir Abkühlung. 

Zu Hoch-Zeiten, also im Hoch-Sommer, war unsere gesamte Wohnung in jedem Raum mit einem Ventilator ausgestattet, nur die Zimmer von Ernesto blieben davon ausgespart, er brauchte ja keine Abkühlung. Die Ventilatoren verrichteten ihr Werk auf sehr angenehme Weise, weil sie das Raumklima mit den vorgehängten nassen Lappen doch beträchtlich herunterkühlten. Auch die zunehmende Bepflanzung der Innenstädte sorgte dafür, dass versiegelte Flächen jetzt wieder von Pflanzen bewohnt wurden und dies für Kühlung sorgte. 

Im Kampf gegen die zunehmende Hitze hatte ich noch die Idee, nasse Unterhemden zu tragen. Das war aber auch nur bedingt praktikabel, also nur dann, wenn man sonst nichts mehr vorhatte. Die nassen Unterhemden sorgten dafür, dass die darüber getragenen Oberhemden oder T-Shirts mit der Zeit auch durchnässt wurden und man sah stets durchgeschwitzt aus. Was richtig gut aussah, waren nasse Hüte, aber die Redewendung „Hast du `nen nassen Hut auf?“ hielt mich davon ab, dann doch einen selbigen aufzusetzen, auch wenn es angenehm kühl war. 

Ich fürchte, den Klimawandel als solchen kann man jetzt nur noch bedingt aufhalten, wir können uns nur an das Klima anpassen, das wir verursacht haben. 

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