Karamellbonbon 

Nachdem unsere einzelnen Mahlzeiten zur Genüge geschildert wurden, wenden wir uns jetzt den kleinen Zwischenmahlzeiten oder Süßigkeiten zu. 

Im Gegensatz zu mir aß Ernesto Karamellbonbons nicht im Stück, sondern biss immer nur ein kleines Stück von ihnen ab. Das konnte sich bis zu einer Woche hinziehen. Zunehmen war ja durch den Panzer begrenzt. Ich war als Aufpasser gefordert, damit Ernesto nicht über alle Maßen Karamellbonbons zu sich nahm und damit unbegrenzt zunahm und sein Körper nicht mehr in den Panzer passte. 

„Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!“, so fand Ernesto. Mein Vorschlag, sich an die UNO oder PeTA zu wenden, wurde von ihm verworfen, da ihm der Anlass doch zu nichtig erschien. Trotzdem fand er es extrem ungerecht, dass es ihm verwehrt war, ungehemmt Süßigkeiten zu essen. 

Apropos hemmungslos: Ungezügelter Genuss und Maßlosigkeit sind ja eher Eigenschaften, die Menschen zugeschrieben werden, aber auch Schildkröten können im Rahmen von Karamellbonbons diese Verhaltensweisen zeigen. Gerade am Beispiel von Ernesto wird eine gewisse Zügelhaftigkeit deutlich, soll heißen: ungezügelter Genuss von Süßigkeiten ist eher schädlich und zwar für alle Lebewesen. Die Selbstkasteiung macht nicht nur bei Mönchen Sinn. Da ging sie zwar besonders weit, aber es wird deutlich, dass eine Maßlosigkeit eigentlich keinem gut tut. Nun stelle man sich Schildkröten mit den Geißelungspeitschen der Mönche vor, ein lustiges Bild. Der Genuss musste also ohne Geißelung im Zaum gehalten werden und auf ein gesundes Maß reduziert werden. Hier war Ernestos Einsicht gefordert. 

Karamellbonbons dürfen von ihm somit nur mit zwei Happen am Tag genossen werden, da sonst die Gewichtszunahme unvorstellbar gewesen wäre. Unvorstellbar soll heißen, ich hatte keine Ahnung, wie hoch sie sein würde, aber eine Zunahme musste auf jeden Fall verhindert werden. 

Um eine weitere Gewichtszunahme einzugrenzen, meldete sich Ernesto in unserem Kiez ansässigen Fitnessstudio an. Man stelle sich eine Schildkröte auf dem Laufband vor! Auch Gewichte waren gerne genommen, führten aber schnell dazu, dass Ernesto dicke Arme bekam und das war nun so gar nicht sein Wunsch. Mit dicken Armen konnte er sich nicht mehr zum Schutz in den Panzer zurückziehen. 

Anhand der Probleme, die Ernesto mit dem Training hatte, merkten wir schnell, dass die Ninja-Turtles wohl doch nur eine Erfindung der Medien sein konnten, aber umso besser waren die Ninja-Turtles vor dem Fernseher mit Karamellbonbon zu genießen. 

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