Ernesto und die KI 

Ernesto hatte von KI gehört und wollte von mir wissen, ob es auch für ihn infrage käme. Ähnlich wie Computer verlange die KI vom Benutzer, neudeutsch User, eine gewisse Grundintelligenz, weil ohne diese gehe auch hier gar nichts, erklärte ich ihm. 

Ernesto war grundmotiviert für die Benutzung der KI, war er doch davon überzeugt, dass die KI ihm dann erst recht eine große Hilfe sein konnte, bei was auch immer. Er hatte aber nicht bedacht, dass KI nicht für Schildkröten gemacht ist. Der Panzer und die doch recht kurzen Extremitäten machten seine Anfragen relativ unbrauchbar für Schildkröten, da die KI mit Schildkröten als User nicht rechnete. KI und Schildkröten passten einfach nicht zusammen, um es mi den Worten eines großen deutschen Humoristen auszudrücken. Ernestos Verlangen nach KI gipfelte in dem Wunsch, dass die KI alle Wünsche einer Schildkröte berücksichtigen können sollte. 

So kam es, dass Ernesto einen geharnischten Brief an Microsoft schrieb, in dem er verlangte, dass endlich auch mal Schildkröten als User in deren Software Berücksichtigung fanden. Außerdem schlug Ernesto vor, als Kontrapunkt zu Apple das Firmenlogo der Tomate zu wählen, weil er diese ja für sein Leben gerne aß und er fand, dass Tomaten viel zu wenig Beachtung fanden in dieser Welt. Dabei müsse ein Bewusstsein, welche Rolle Tomaten in dieser Welt spielten, geschaffen werden. Microsoft sei – ähnlich wie die Tomate – ein unentbehrlicher Bestandteil des Lebens, so sein Argument. Außerdem verwies er darauf, dass gerade Schildkröten als User für ein Unternehmen wie Microsoft von Bedeutung seien, da sie viele neue Techniken benutzten und somit für sie ein interessanter Absatzmarkt wären. 

Wider meines Erwartens antwortete Microsoft umgehend und verwies darauf, dass Schildkröten als User ihre Software bisher doch eher seltener nutzen wollten, sodass Ernesto mit seinen Ideen doch eher zu einer Randgruppe gehören würde. Seine Ideen fanden sie trotzdem bedenkenswert und versprachen daher, diese zukünftig in ihre Überlegungen mit einzubeziehen. Das Tomaten-Logo war ihnen jedoch zu nah am Apfel, sodass Ernestos Vorschlag hier kein Gehör fand. 

Das Antwortschreiben von Microsoft führte dazu, dass Ernesto zunächst einige Tage über dem Erdboden zu schweben schien, aber nachdem er dann von mir auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde und eine Ausbildung im Silicon Valley nicht mehr als das anzustrebende Ziel sah, lebte er wieder zufrieden und glücklich im Hier und Jetzt. Nicht zuletzt half dabei ein Abendbrot mit Tomate und Salat an unserem Küchentisch. 

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