Der Balkon
Nach einigen Jahren entschied sich auch meine Hausverwaltung zur Verbesserung der Wohnqualität zum Anbau von Balkonen. Diese sollten nachträglich mit Metallgestell vor die Wohnung gesetzt werden.
Nachdem ich einige Wochen brauchte, um mich daran zu gewöhnen, meinen Kaffee jetzt auf dem Balkon einzunehmen, zumindest wenn die Temperaturen dies zuließen, machte ich mich nun daran, zum Frühling hin meinen Küchentisch nach draußen auf den Balkon zu stellen. Das war schön, die Frühlingssonne auf der Haut zu spüren! Doof war nur, dass ich den obersten Balkon hatte und mir noch irgendeine Art des Sonnenschutzes einfallen lassen musste. Ernesto war ja mit seinem Panzer gut gegen die Sonne geschützt, aber mich erwischte die Sonne in ihrer ganzen Heftigkeit, sodass ich bald einen kleinen Sonnenschirm an den Küchentisch stellte. Das Ensemble aus Küchentisch, Ernesto und Sonnenschirm vermittelte eine gewisse Behaglichkeit.
Allerdings hatte ich fast meine Höhenangst vergessen. Da wir, wie gesagt, den obersten Balkon besaßen und die Höhe bis zum Boden doch erheblich war, setzte ich Ernesto nur schnell auf den Küchentisch und ging dann sofort wieder in unsere Wohnung. Ich setzte mich dann an die Balkontür, aber eben auf die Kücheninnenseite, um ja nicht Gefahr zu laufen, aus Versehen über die Brüstung zu gucken.
Gut war, dass man von hier aus noch besser die ganze Straße überblicken konnte. Lustig war das Treiben von Paketboten, deren Eskapaden von hier aus toll beobachtet werden konnten. Was es bedeutet, in der zweiten Reihe zu parken, bekam eine ganz neue Definition. Ich wusste bisher gar nicht, wie breit meine Straße eigentlich ist. Immer wieder bewundernswert fand ich die Geschwindigkeit, mit der die Paketboten ihre Autos verließen und ihre Fracht beim Kunden abgaben.
Ernesto interessierte das Treiben der Paketboten nur am Rande. Was es bedeutete, in der zweiten Reihe zu parken, war ihm relativ egal. Nur wenn ein Paket für ihn bestimmt war, war die Sache für ihn von Interesse. In den letzten Tagen erwartete er nämlich täglich ein Paket, das ihm eine Drohne bringen sollte. In seiner Vorstellung würde er dann mit Hilfe der Drohne durch die Straßen fliegen. Ich war gespannt, ob die Drohne solch eine Last tragen konnte. Auch konnte ich ja nicht erwarten, dass Ernesto sich auf der Drohne festhalten würde. Also klebte ich ihn mit Klebeband an der Drohne fest. Völlig außer Atem kam Ernesto von seinem ersten „Ausflug“ wieder und wollte unbedingt mehr. Also würden wir in Zukunft häufiger „Ausflüge“ mit Hilfe der Drohne unternehmen.
So `nen Balkon ist schon was Schönes.