
Banane
Südfrüchte sind ja lecker. Gerade Bananen, obwohl sie zur Trennlinie zwischen West und Ost wurden. In Westdeutschland gehörten sie zum generellen Obstangebot im Supermarkt, in Ostdeutschland eher nicht. Von der CO2-Bilanz von Südfrüchten reden wir jetzt mal nicht.
Dass Südfrüchte die Trennung der deutschen Staatsgrenze manifestierten, hätten sich die Oberen damals auch nicht träumen lassen. Ananas und Melonen waren ja auch eher staatstragend, da sich an ihnen die innerdeutsche Staatsgrenze weniger manifestierte als an Bananen. Trotzdem schmecken sie heute Ernesto sehr gut, auch wenn ihm die Historie von Bananen im innerdeutschen Zusammenleben völlig wurscht war.
Ernesto liebte Bananen und konnte nicht genug von ihnen bekommen. Auch wenn es für ihn schwierig war, sie zu schälen, freute er sich doch, wenn er von mir ein Stück Banane bekam. Ich kam mir dann immer ein wenig vor wie im Zoo bei der Fütterung.
Endgültig salonfähig wurden Bananen durch das Bild von Andy Warhol, das dann The Velvet Underground als Platten-Cover nutzte. Die Banane war nicht mehr nur ein herkömmliches Obst, sondern zur Kunstfrucht geadelt worden. Josephine Bakers Rock zu Ehren der Banane – wenn auch ein paar Jahre vorher – war endgültig vom Zeitgeist eingeholt worden. Bananen durften nicht nur schmecken, sondern waren auch Kunst und Gegenstand, um Gegenwertigkeit auszudrücken, mit der sich die Menschen auseinandersetzten. Die Vergänglichkeit des Gegenwärtigen wird einem angesichts der Bananen deutlich: Kaum ist sie da, ist sie dann auch schon gegessen. Nur Obacht mit der Schale! Diese sollte in den dafür vorgesehenen Behältern entsorgt werden. Schade eigentlich, dass sich Bananen-Pflanzen so schlecht als Christbaum eignen. Ihr Wachstum in Stauden macht ein Behängen mit Schmuck nahezu unmöglich.
Zurück zum Anfang der Geschichte: Die oft verkannte CO2-Bilanz von Südfrüchten sollte einem Anlass zum Innehalten geben. Genau wie bei Fleisch ist auch hier die Umweltbelastung durch den Transport ziemlich hoch und sollte einen wieder zurück zum Genuss von einheimischem Obst führen. Trotz dem Bananen eine schlechte CO2-Bilanz aufweisen, konnte Ernesto nicht ganz darauf verzichten, nur die Menge reduzierten wir.
In diesem Sinne: Alles Banane!