Badewanne 

Die Liebe zur Badewanne entdeckten wir beim Reinigen des Bades. Nicht nur, dass Ernesto gerne mit dem Schwamm in die Badewanne rutschte, um diese zu reinigen, sondern er saß auch stundenlang auf dem Badewannenrand und tapste in den von mir auf ihn gepusteten Schaum. So saß er jedes Mal auf dem Rand der Wanne, wenn ich ein Bad nahm und ließ sich von mir mit Schaum verhüllen. 

Irgendwie sind Badewannen wie Schiffe, nur umgedreht. Das merkt man immer spätestens dann, wenn man mal neben sie tritt. Auch sie haben wohl etwas mit dem Archimedischen Prinzip zu tun. Aber genauer weiß ich das auch leider nicht. Jedenfalls sind sie manchmal sehr angenehm, vor allem wenn es draußen sehr kalt ist. Genauso geht es Ernesto ja auch, auch er bevorzugt die warmen Klimate. 

Ränder von Wannen und Schiffen ermöglichen es einem, über die ganze Situation einen Überblick zu kriegen, nur dass der Blick über eine Reiling sicher nicht vergleichbar ist mit einem Blick in die Wanne. Der Blick über die Reiling ermöglicht den Blick in die Weite, der Blick in die Wanne eher weniger. Inseln oder gar neue Länder entdeckt man auch eher selten vom Wannenrand aus. Christoph Columbus hat ja Amerika auch nicht vom Badewannenrand aus entdeckt und überhaupt die ganzen spanischen, portugiesischen und englischen Entdecker sind ja nicht durch die Badewanne geschippert, sondern durch die Weltmeere und haben Neues entdeckt. 

Man kann also erkennen: Wenn man seinen Horizont erweitern will – sei es als Mensch oder als Schildkröte – , dass Badewannen einem dies also eher weniger ermöglichen. Wenn man aber über genug Fantasie verfügt – so wie wir – kann die Entdeckungsreise unendlich sein. So wurde für uns die Badewanne zu einem der sieben Weltmeere der Fantasie. Die Badezimmerarmaturen wurden zu von uns zu bewältigenden Abenteuern. Man ahnt gar nicht, was für Gefahren zum Beispiel von einem Klo ausgehen können. Der eigentliche Sinn von Klos wird dann im Zuge dieses Gedankenspiels nebensächlich. Unsere Toilette wurde zum alles verschlingenden Monster auf den sieben Weltmeeren. Das musste natürlich von uns besiegt werden. Das Laute Geglugger des Monsters, also die Klospülung, wurde umso größer, je größer das zu spülende Objekt war. Der Handtuchhalter am Waschbecken wurde zur Takelage unseres Schiffes. 

Mit aufgeblähten Segeln stürmten wir in die nächsten Abenteuer und entdeckten die ungeahnten Weiten unseres Badezimmers. 

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