Halloween mit Ernesto

Wie Valentinstag auch, so ist dieser Brauch zu uns aus Amerika rübergeschwappt, wobei Halloween ursprünglich aus Irland kommt. 

„Süßes oder Saures?“ schallte es aus dem Eingangsbereich meiner Wohnung. Auf meine Entgegnung hin, dass diese Frage in meinem Fall redundant sei, da mein Magen beides mit Übelkeit ahnden würde, blickte ich in fünf leere Gesichter. Nichtsdestotrotz waren die Fünf nett verkleidet und hatten sich bezüglich ihrer Outfits wirklich Mühe gegeben. Nachdem die Frage nach Süßem oder Saurem hinlänglich geklärt war, tauschten wir noch Nettigkeiten aus, man könnte auch Floskeln sagen und zogen wieder unserer Wege. 

Ich wandte mich wieder meinem Abwasch zu, den ich aus Ermangelung einer Spülmaschine selber erledigen musste. Ernesto übernahm das Abtrocknen des von mir gereinigten Geschirrs. Dabei klemmte er sich das Trockentuch zwischen sich und dem zu trocknenden Objekt. Nur wenige Teller und Tassen gingen dabei zu Bruch. Ernesto war wirklich sehr um Gründlichkeit bemüht. Schwund gibt`s halt immer. Die lustige Luftschlange, die sich Ernesto dabei auf den Kopf gelegt hatte, tat ihr Übriges, um meine Stimmung zu erhellen. 

Da abends eine Halloweenparty anstand bei Frau Meier aus B105 (die aufmerksamen Leser werden sich erinnern), überlegten wir uns, wie wir uns denn verkleiden sollten. Wichtig war nur, dass das Kostüm von allen sofort erkannt wurde und es möglichst erschwinglich war. Wir entschlossen uns dazu, als Dr. Jekyll und Mr. Hyde zu gehen, wobei ich den Part des Dr. Jekyll und Ernesto den des Mr. Hyde übernahm. Wir brauchten nur ein kleines Kunststoffgebiss für Ernesto. Für mich einen Zylinder und einen Mantel zu besorgen, war einfach. Schwieriger wurde es, für Ernesto ein kleines Gebiss zu finden. Schließlich schnitten wir ein Gebiss aus einem alten Ü-Ei bzw. des Plastikeis. 

Auf der Party, auf der viele Menschen waren, schlug unsere Verkleidung ein wie eine Bombe. Es war gar nicht so leicht für Ernesto, die angebotenen Speisen zu verköstigen mit seinem Plastikgebiss, aber darauf zu verzichten, war auch keine Option. Daher setzte er sich während des Essens das Gebiss vorübergehend auf den Kopf. 

Nachdem Ernesto und ich uns die Mägen vollgeschlagen hatten, stellten wir fest, dass wir für Feste wie Halloween oder Fasching nicht gemacht sind. Wir bleiben lieber in der Realität! Halloween als Teil der Realität zu sehen, käme nur kauzigen Menschen in den Sinn. 

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