
1. Mai
Wie in vielen Ländern dieses Planeten ist bei uns der 1. Mai ein Feiertag. Tag der Arbeit. Vielen sollte bewusst sein, was da eigentlich gefeiert wird. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sind ja nicht zum Spaß auf die Straße gegangen, um für mehr Arbeitnehmerrechte zu kämpfen. Aus der alten Tradition des Kalten Krieges sind daraus unsägliche Militäraufmärsche geworden, zumindest in den Teilen der Welt, die sich dem Warschauer Pakt zugehörig fühlten und damit eigentlich denjenigen, denen wir diesen Tag verdanken, näher sein sollten als wir es den beiden sind.
Heutzutage wird der 1. Mai genutzt, um vielfach daran zu erinnern und wieder das gewerkschaftliche Miteinander zu bestärken. Der Klassenkampf wird vor allem in Berlin großgeschrieben. Die 1. Mai Demo ist dort legendär. Schade, dass ein so denkwürdiger Hintergrund zu so oberflächlicher Bambule führen kann. Vielleicht sollten sich all diejenigen, die dann zum Klassenkampf aufrufen, vergegenwärtigen, dass sie den Urvätern und -müttern dieses Tages damit so wenig Tribut zollen. Kein Mensch behauptet, dass man sich alles gefallen lassen darf, aber Demos machen doch nur dann Sinn, wenn sie etwas Konkretes im Auge haben und die Staatsgewalt als solche sollte nun einmal von Niemandem bekämpft werden, denn wenn man damit einmal anfängt, sollte man sich vor Augen führen, womit es aufhören könnte.
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von staatlicher Organisation ist sicherlich eine berechtigte. Die Alternative wäre, gar keinen Staat mehr zu haben; das hieße dann aber totales Chaos. Die Damen und Herren in Blau sollen ja nicht zu euren Freunden werden, aber sie haben, wie jeder Mensch, Respekt verdient. Vielleicht sollte sich so mancher die „goldene Regel“, die in hiesigen Grundschulen vermittelt wird, mal wieder vergegenwärtigen, die besagt: Was du nicht willst, das man dir tu`, das füg` auch keinem andern zu. Damit ist eigentlich so ziemlich vieles gesagt und zwar für beide Seiten. Dass dies natürlich auch für die Polizisten gelten müsste, steht außer Frage. Nun könnte man diskutieren, ob sie berechtigt sind zu maßregeln und übergriffig zu werden. Jedoch darf das keine Ausrede dafür sein, dass man mit Gegengewalt antwortet.
Vorbild sollte vielmehr ein gewisser Gandhi aus dem fernen Indien sein, der seine Ziele immer ohne Gewalt durchsetzen wollte und dies auch, zumindest was die Befreiung von der Kolonialmacht England anging, umsetzen konnte. Letztlich ist er dennoch wiedermal an Religion gescheitert. Indien blieb hinduistisch und das neu gegründete Pakistan wurde muslimisch. Die muslimischen Inder mussten nach Pakistan, obwohl er eigentlich ein einiges Indien von Muslimen und Hindus wollte.
Bezogen auf unsere Breiten hieße das: Gewalt ist keine Lösung. Dies gilt natürlich für beide Seiten. Bloßen Kadavergehorsam seitens der Polizei hatten wir schonmal und ist sicher nicht zielführend. Aber auch übertriebene Aggressionen auf Seiten der Demonstranten ist unangebracht, da dem geneigten Betrachter nicht klar werden kann, was eigentlich das Anliegen der Demo sein soll. Gern wird der 1. Mai auch von Rechtsradikalen missbraucht, um für ihre Klientel Aufmärsche zu veranstalten.
Um zum Ausgangspunkt des Ganzen zurück zu kommen: Der 1. Mai sollte ein Feiertag sein, dessen Ursprung für uns alle Mahnung genug sein sollte und dessen Bedeutung uns im Umgang miteinander gewahr sein sollte.