…Ernestos vielsagendes Grinsen nach der Wiederkehr auf`s Hoffest wurde von mir natürlich mit permanenten Nachfragen geahndet. Mein anfänglicher Verdacht, Ernie sei ein Junge, wurde so relativ schnell von der Realität überholt. Nun war ich mir über die geschlechtliche Zugehörigkeit absolut sicher. Irgendwann ließ sich Ernesto doch dazu hinreißen mir zu verraten, dass er insgeheim in Ernie verliebt war. Gut war, dass Ernie bei uns im Haus wohnte, doof war, dass uns 2 Etagen voneinander trennten, sodass die Treppenstufen Ernesto von Spontanbesuchen abhielten. Als Postillon d´Amour kam ich nur bedingt zum Einsatz, trug ich doch Ernesto leibhaftig vor Ernies Wohnungstür. 

Immer völlig überrascht öffneten die Nachbarskinder und ließen Ernesto zu seinem Schäferstündchen. Mit einem Augenzwinkern setzten wir uns in die Küche und ließen die Schildkröten gewähren. So ganz ehrlich, hatten unsere Besuche etwas von einem Stundenhotel – zumindest kam ich mir so vor. Nachdem einige Zeit vergangen war, gingen wir dann zurück in die Wohnung. Meistens aßen wir dann etwas, um Ernestos Energiebedarf wieder aufzufüllen. Die von uns beiden gerade jetzt im Sommer bevorzugten Eierkuchen bekamen so eine ganz neue Bedeutung und der Begriff „Tinte auf den Füller“ wurde neu mit Leben gefüllt. 

Eierkuchen kann man ja klassisch mit Apfelmus essen, sind aber mit allen Arten von Marmelade auch äußerst delikat, zumal sie dann als eine Art vegetarisches Sushi zusammengerollt und aufgeschnitten serviert werden können. Aber das nur nebenbei. 

Bert war Gott sei Dank von der Gesamtsituation unbeeindruckt, da er als älterer Bruder von Ernie gerne die Rolle des Erwachsenen annahm. Auch bei der Einteilung des Taschengeldes zeigte sich sein erwachsenes Wesen, da er sehr um Gerechtigkeit bemüht war. Das Techtelmechtel von Ernesto und Ernie ließ ihn völlig unbeeindruckt, insofern er vielleicht gerne selber eine kleine Freundin gehabt hätte und Verständnis zeigte. 

Meine Oberschenkel wurden im Zuge der Treppenbeziehung immer dicker und muskulöser. Den Sprint hinauf zu unserer Wohnung schaffte ich jetzt in atemberaubender Geschwindigkeit. So tat Ernestos Beziehung auch mir körperlich gut, da ich immer durchtrainierter wurde. 

Manchmal tut man andern einen Gefallen und wird selbst belohnt.