Das ferngesteuerte Auto 

Die Drohne wurde von Ernesto für nicht so gut befunden, weil er doch Höhenangst hatte und irgendwo angeklebt zu sein, war doch ein doofes Gefühl. Da fühlte er sich schon auf einem ferngesteuerten Auto sicherer, zumal das von uns gewählte Modell über eine Ladefläche verfügte, auf der Ernesto sitzen konnte. Auf diese Weise konnte Ernesto nun seine nähere Umwelt entdecken. Längere Touren machten wir nach wie vor mit dem Liegerad, aber kurze Trips konnten auf diese Weise gut bewältigt werden. 

Die Nachbarschaft war von nun an nicht mehr sicher vor Ernesto. Erster Haltepunkt von Ernesto mit seinem neuen Gefährt war die Lottobude bei uns in der Straße. Unter lautem Gejohle der Anwesenden drehte Ernesto einige Runden, um sein neues Gefährt vorzuführen. Die Fernbedienung wurde durch einen Kipphebel ersetzt, mit dem er das Auto durch Bewegungen des Kopfes selber steuern konnte. Somit war auch meine Funktion an der Fernbedienung überflüssig. 

Ernestos zweiter Halt war der ansässige Gemüsehändler, der dann anmerkte, dass Ernesto ja das Gemüse für ihn ausfahren könnte. Aber der Transport langer Gemüsegurken stellte sich als relativ schwierig dar. Auch waren Treppen ein enormes Hindernis bei der Auslieferung von Gemüse mit dem Auto. Die Tatsache, dass die meisten Wohnungen in höheren Stockwerken lagen, machte es also für Ernesto unmöglich diese zu erreichen, um die Bewohner mit dem gewünschten Gemüse zu versorgen. Diese Schwierigkeiten führten dazu, dass Ernestos Karriere als Gemüseauslieferer schnell vorbei war, weil viele nicht an die Haustür kommen wollten, um ihre Bestellung in Empfang zu nehmen. 

Trotz der Hindernisse war der Gemüsehändler mit Ernestos Arbeit sehr zufrieden und stellte ihn als Kundenbetreuer ein. Als bloßer Gemüsehändler mochte sich Ernesto aber nicht sehen, da er stets mit Kunden ein Schwätzchen hielt und dieses von seinen Kunden auch sehr geschätzt wurde. Er war sozusagen der Radieschendoktor für die Nachbarschaft, weil seine Meinung stets von Interesse war und von allen hoch geschätzt wurde. 

Das Auto war Ernestos Weg in die Freiheit, weil er selber über links, rechts, vor und zurück bestimmen konnte und die Höhe auf dem Auto nicht mehr von Bedeutung war. Seine nun erworbene Selbstständigkeit als Gemüsequelle des Kiezes tat ihr übriges, um seine Laune stets hochzuhalten und ließ die Radieschen oberirdisch gedeihen. 

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