Weihnachten

Angesichts der Ausnahmezustände in unseren Städten, der Zonen kollektiver Besinnlichkeit und kollidierender Glühweinbecher (auch Weihnachtsmärkte genannt), kommt man nicht umhin festzustellen: Es weihnachtet sehr!! 

Woher kommt aber dieses Fest, das da gesamtgesellschaftlich so verkonsumiert und in Glühwein, Eierpunsch und verordneter Glückseligkeit ertränkt wird? 

Der Anlass ist schnell erzählt und eigentlich jedes Jahr der gleiche: 

Die Geburt Jesu, welcher in unseren Breiten, also denen des als christlich geltenden Abendlandes, elementarer Bestandteil des Glaubens ist (neben Gott Vater und dem Heiligen Geist). 

Aber: Jesu wurde an Epiphanias, also dem 6. Januar, geboren. 

Es ist kaum vorstellbar, dass seit jener Zeit die Auflage bestand, rotnasige Rentiere zu bejubeln oder dicke, bärtige Männer sich in viel zu enge rote, mit Pelzkragen besetzte Leibchen zu zwängen hätten. 

Wie konnte es dazu kommen? 

Ganz im Stil von „Event- Managern“ wurde im Laufe der Zeit nach dem Motto: „Sie haben den Anlass – wir die Ideen!“, ein Szenario kreiert, welches, mal abgesehen von Ostern, bis heute Seinesgleichen sucht. 

Zunächst einmal wurde das Datum passend gemacht: 

Aus alter Väter Sitte (der christliche Glaube war ja anfangs besonders bei den Römern recht verpönt!), wurde es vorverlegt auf den 25.12., da war nämlich bei den Römern sowieso gerade Mithras-Fest. An diesem Tag, dem Tag des römischen Sonnengottes (Sol, auch Mithras genannt), konnten auch die Germanen mitfeiern, da in dieser Zeit ohnehin das Wintersonnenwendfest anstand, welches von ihnen zelebriert wurde. 

Der Anlass (immer noch Jesu Geburt) und die aus dem römischen und altgermanischen stammenden Bräuche, wie sie in den verschiedenen Ländern unterschiedlich praktiziert werden, haben also partout nichts miteinander zu tun. 

Als ein besonders unsäglicher Brauch setzte sich der Weihnachtsbaum (auch Christbaum) seit dem 19. Jahrhundert durch. 

Erstaunlich, dass gerade dieser den Familienfrieden jedes Jahr neu auf eine Zerreißprobe stellende Brauch, erst so spät institutionalisiert wurde, bzw. warum dann eigentlich noch? 

Die in jeder Familie bestehende und doch ach so individuelle und als besonders anders erachtete Tradition des Baumschmückens ist letztlich ein, wenn nicht der Indikator, für eine funktionierende Ehe und Familienstruktur. 

Wahre Könner im Weihnachtsbusiness, sozusagen Manager der organisierten Bedächtigkeit, erarbeiten vorher Schlachtpläne, welche den genauen Hergang der Weihnachtstage regeln (also die Abfolge der Mahlzeiten) und sie legen ebenfalls die Aufgabenverteilung für die einzelnen Familienmitglieder fest. 

Zumeist sieht das wie folgt aus: Mutter kocht sich (nach Vorlage und Absegnen des Menüplans bei Vater) in der Küche einen Wolf und wird dazu verdonnert, um Himmels Willen die Tür nicht zu öffnen, damit’s im Haus ja nicht so unangenehm nach Essen riecht. Die Kinder, sofern vorhanden, gehen ihr dabei zur Hand oder dürfen Vater beim Schmücken des Weihnachtsbaumes helfen. Dies jedoch nur dann, wenn sie den Anweisungen des Vaters („Der Strohstern kommt an den dritten Zweig von oben !“) genauestens Folge leisten. Der Baum soll schließlich eher hinsichtlich mathematisch-symmetrischer Gesichtspunkte entzücken, weniger weiblich-kitschig verbrämten Schönheitsidealen, entsprechen. 

Nachdem der Baum geschmückt, die Kinder bereits heulend, zumindest aber muckelnd auf ihren Zimmern weilen, Mutter immer noch mit dem Garen des 

Menüs beschäftigt ist, geht Vater nun daran, den Weihnachtspunsch anzutesten. 

Gleichzeitig obliegt es ihm, die Sofaecke für das „Chill- Out“ nach der Bescherung anzuwärmen (mit anderen Worten: er sitzt rum, natürlich sehr beschäftigt und beschallert sich). 

Der Weihnachtsbaum, um den es ja eigentlich ging, war übrigens ursprünglich eher ein „Lichtbaum“, mit dessen Hilfe die bösen Geister in den „Rauhnächten“ (der Zeit vom 25.12. bis 6.1.) vertrieben werden sollten. 

Nun ja, angesichts solcher Bräuche, bleiben die bösen Geister wohl lieber zu Hause. Wer so feiert, braucht keine bösen Geister mehr. 

In diesem Sinne: 

beschauliche Weihnachtstage! 

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